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iPod Touch (2. Generation) mit ReelDirector-App

Im Jahr 2009 kaufte ich mir für das Studium, bzw. genauer gesagt für meine neben dem Studium betriebenen Videoarbeiten meinen ersten iMac. Im Rahmen eines Back-to-School-Angebots gab es damals einen iPod Touch (2. Generation) gratis dazu, vermutlich weil die 3. Generation kurz vor dem Release stand und Apple die frisch veraltete Hardware noch irgendwie unters Volk bringen wollte. Das iPhone war zu diesem Zeitpunkt etwa 2 Jahre auf dem Markt, ich persönlich hatte daran allerdings kein sonderliches Interesse, vor allem der extrem hohe Preis für ein Mobiltelefon schreckte mich ab. Das mobile Internet war mir aus WAP-Zeiten noch etwas suspekt, der größte Reiz bestand damals für mich darin, unterwegs Filme zu schauen, die man sich auf das Geräte geladen hatte. Nun, das ließ sich auch mit meinem neu erworbenen iPod Touch bewerkstelligen, schließlich war dieser mehr oder weniger ein iPhone ohne Telefonfunktion. Nach einer kurzen „Wow“-Phase mit dem Hosentaschenkino landete das gute Teil jedoch recht schnell in einer Schublade, aus der ich es lediglich in sehr unregelmäßigen Abständen wieder hervorholte.

Zeitsprung. Ende 2011 stieß ich durch Zufall im Internet auf die Info, dass es Apples Einsteiger-Videoschnittprogramm iMovie mittlerweile auch für das mobile Betriebssystem iOS gab, genau gesagt seit Juni 2010. Videoschnitt unterwegs mit einem Gerät, das man in der Hosentasche immer dabei haben kann? Wie verrückt ist das denn bitte? Gespannt wie ein Flitzebogen kramte ich natürlich sofort meinen iPod Touch wieder hervor und versuchte die App zu installieren. Leider ohne Erfolg, man benötigte mindestens iOS 5, welches sich aber auf meinem iPod Touch-Oldtimer nicht mehr installieren ließ. Also machte ich mich auf die Suche nach alternativen Apps für den mobilen Videoschnitt. Während sich Splice (erschienen Ende Dezember 2010) bedauerlicherweise ebenfalls aus technischen Gründen nicht installieren ließ, hatte ich schließlich mit der App ReelDirector Glück. Diese App darf retrospektiv als eine Art „Vater des Hosentaschenvideoschnitts“ bezeichnet werden, sie kam ursprünglich im Oktober 2009 auf den Markt. Natürlich war mir klar, dass man aufgrund der begrenzten Hardware-Power und des kleinen Touchscreens keine hochkomplexe und vollfunktionale Schnittlösung erwarten konnte, ich war aber positiv überrascht, dass tatsächlich alle Grundfunktionen an Bord waren, um aus mehreren Clips ein einfaches Video zu basteln. Auch die Bedienung per Touchscreen ging erstaunlich gut von der Hand. Es gab allerdings zwei Probleme, die den ersten Enthusiasmus schnell wieder eindämmten: Zum einen musste man sich mit unglaublich langen Renderzeiten beim Abspielen und Exportieren abfinden, zum anderen hatte der iPod Touch (2. Generation) noch keine Kamera, weshalb man Schnittmaterial erst umständlich auf das Geräte laden musste. Der praktische Nutzen war also in diesem Kontext eher gering und das ganze lediglich eine nette Spielerei mit Blick in die Zukunft.

Nachdem ich in der Folgezeit weiterhin tapfer meinem betagten Samsung Sliderhandy (immerhin mit Farbdisplay und 2MP-Kamera!) die Treue hielt und vom Kauf eines Smartphones absah, war es im Herbst 2013 dann doch soweit. Zwar hatten mir als Nutzer eines iMacs alle möglichen Leute zum Erwerb eines iPhones geraten, aber wie einst schon war mir einfach der Preis zu hoch. Kurzzeitig spielte ich mit dem Gedanken an ein Blackberry (wegen der physischen Tastatur), entschied mich dann aber mit dem Samsung Galaxy S3 Mini doch für ein Android-Gerät. Smartphone – check. Jetzt vielleicht noch ein Tablet? Kurze Zeit später legte ich mir auch noch ein iPadMini zu. Und auf ging es in die vielfältige und man mag fast sagen: unübersichtliche Welt der Apps. Mittlerweile hatte ja auch die Hardware der Geräte Riesenschritte nach vorne gemacht: Für den Videoschnitt brauchbare Rechenpower durch leistungsfähigere Chipsets kombiniert mit HD- und FullHD-Videooptiken hoben den praktischen Nutzen dieser portablen Multimedia-Allzweckwaffe in ganz neue Regionen.

Bei der Suche nach Personen und Plattformen, die sich mit der mobilen Medienproduktion via Smartphones und Tablets (etablierte Stichwörter und Hashtags sind hier z.B. MoJo/Mobile Journalism und Mobile Reporting) auseinandersetzen, stieß ich auf zwei Blogs, die für mich in diesem Bereich wegweisend wurden und deren Verfassern ich an dieser Stelle auch ganz herzlich für ihr Engagement danken möchte: Einerseits handelt es sich dabei um das Blog von Glen Mulcahy (tvvj.wordpress.com), Innovation Lead beim öffentlichen irischen Fernseh- und Radiosender RTÉ in Dublin. Glen stellt in seinem Blog allerlei Geräte, Apps und Zusatzequipment vor, die sich zur mobilen Medienproduktion mit Smartphones und Tablets eignen. Auch das Thema Workflow wird behandelt, also welche Arbeitsprozesse und –abläufe vom Dreh bis zur Veröffentlichung von Inhalten gut oder weniger gut funktionieren. Im deutschsprachigen Bereich hat sich in dieser Hinsicht Marcus Bösch mit seinem Blog mobile-journalism.com sehr verdient gemacht. Seine Beiträge sind öfter auch mal mit einer Prise (Selbst-)Ironie gewürzt und finden bisweilen interessante Anschlusspunkte an medien-, kommunikations- und sozialwissenschaftliche Themen.

Leider ist im Allgemeinen jedoch zu beobachten, dass viele Informationsquellen zur AV-Medienproduktion mit Smartphones sehr stark auf Apple und seine iOS-Geräte, insbesondere das iPhone, fixiert sind und die beiden anderen relevanten mobilen Plattformen Android (Google) und Windows Phone (Microsoft) weitgehend oder komplett ausblenden. Das ist bedauerlich, denn es gibt hier auch sehr viel zu entdecken und zu vergleichen. Mein Ansatz für dieses Blog ist deshalb ganz bewusst ein plattformübergreifender: Android, iOS und Windows Phone. Und sollte es etwas Spannendes von anderen (vom Marktanteil verschwindend geringen) mobilen Betriebssystemen wie Blackberry OS, Firefox OS, Ubuntu etc. geben, dann kommt vielleicht auch mal ein Post dazu. Um die Betriebssysteme an sich wird es allerdings gar nicht so direkt gehen, der Fokus wird von der technischen Seite aus auf Geräten, Apps, Zubehör und Workflows liegen. Dazu will ich hin und wieder auch eine etwas breitere, medientheoretische (und durchaus auch selbstreflexive) Perspektive aufziehen, um mich nicht in einem bloßen Gadget-Universum zu verlieren. Mal sehen, ob das gelingt …

P.S.: Wer gerne regelmäßig mit kleinen Info-Bits zum Thema versorgt werden möchte, der darf mir gern auf Twitter unter @smartfilming folgen!